Paartherapie

Spielen Sie das Ritter- / Burg-Spiel?

Bestimmt spielen Sie dieses Spiel oder haben es schon mal in ihren Beziehungen gespielt.
Der eine Partner spielt den Ritter und der andere spielt die Burg. Der Ritter will die Burg erobern, wohingegen die Burg sich mit allen Mitteln zu schützen versucht. Natürlich macht die Burg das Tor ein bisschen auf, damit der Ritter motiviert wird und motiviert bleibt, sie zu erobern. Kurz bevor der Ritter eindringen kann, schlägt die Tür zu und das Spiel fängt von Neuem an. Irgendwann kommt der „point of no return“, an dem der Ritter tatsächlich die Burg erobert hat. Jetzt ist das Spiel “eigentlich“ zu Ende. Traurigerweise drehen wir jedoch meistens an dieser Stelle das Spiel um, der Ritter wird Burg und umgekehrt wird die Burg zum Ritter. Der eine Partner hört auf zu werben oder/und sich zu kümmern, darauf hin fängt der andere Partner an, zu werben und sich zu kümmern. Wie Sie wissen, ein Spiel ohne Ende mit viel Leid und Verletzungen.

Wollen Sie stattdessen lieber gleichwertig sein?

Es ist kein großes Kunststück, mich mit jemand zu verstehen, der das Gleiche will wie ich – höchstens auf die Dauer langweilig. Spannend wird es erst, wenn wir uns, sprichwörtlich, aus-ein-ander-setzen wollen, nicht nur wenn wir müssen. Beziehungen und sicherlich Liebesbeziehungen leben durch die Andersartigkeit. Stellen Sie sich einmal vor, dass Ihr Partner genauso ist und denkt wie Sie. Möchten Sie mit Ihresgleichen leben? Wir wollen alle einzigartig sein, jemand Besonderes. seltsamerweise ist es das Bestreben vieler Paare, sich trotzdem aneinander anzupassen. Wen wundert es dann, wenn ich für meinen Partner und mein Partner für mich nicht mehr besonders ist. In den wenigsten Fällen zeigen wir es einander – meistens zeigen wir es einander nicht mehr. Erst wenn wir in unserer Haltung gleich-gültig sind, d.h. dass für beide das gleiche gilt, das gleiche Recht, müssen wir nicht mehr gleichberechtigt sein. Gleichberechtigt sein bedeutet, dass wir uns das Recht, das wir “eigentlich“ schon haben, gegenseitig
zu-, aber auch wieder absprechen können (außer gesetzlich geregelten Rechten). Wer gleichberechtigt sein will, macht sich von anderen abhängig! Erst durch eine gleichgültige Grundhaltung kann sich gleich-wertiges Verhalten entwickeln.

Und wenn gerade die Andersartigkeit das partnerschaftliche Leben schwer macht?

Dann lernen Sie, dass der Regen nichts dafür kann, dass Sie nass werden!
Wie oft sind wir hoch und heilig davon überzeugt, dass der andere schuld an unserem Gefühl ist und das eher im Negativen, als im Positiven. Wie oft warten wir darauf, dass der andere sich dann entschuldigt, es wieder gut macht? (Manchmal können wir lange warten.) Und wie oft passiert das immer wieder? Wir fühlen uns dann klein und hilflos, werden wütend etc..
Wenn wir lernen und einüben, dass das, was der andere sagt oder tut nur der Auslöser für unsere Gefühle ist, nicht aber die Ursache, bekommen wir die Möglichkeit, unser Gefühl selbst wieder in den Griff zu kriegen. So gelingt es uns schneller, uns wenigstens besser oder wieder gut zu fühlen. Was nicht heißt, dem anderen z.B. zu sagen, „ich möchte nicht, dass Du mich so anschreist“. Ganz etwas anderes als „Du hast mich gedemütigt, klein gemacht“. Für das erstere ist er verantwortlich, für das letztere ist er nur der Auslöser oder – anders gesagt – der Anlass.
Niemand verpflichtet uns “nass zu werden“, uns gedemütigt zu fühlen. Trotzdem müssen wir uns nicht anschreien lassen!

Negative Kommunikation ist kein dauerhaftes Defizit!

Wer glaubt, dass man es einfach nicht kann, weil man unbegabt ist, kann genauso gut an den Weihnachtsmann glauben.
Erstaunlicherweise können sogar stark zerstrittene Paare lernen, miteinander so zu reden, dass Ihre Liebe wieder alltagstauglich wird.